11.11.2025 - Marta Potužníková-König -4 MinutenMitarbeiter qualifizieren
Auf dem deutschen Ausbildungsmarkt ist das Stellenangebot zwar groß, an einem ausreichenden Bewerberangebot mangelt es jedoch. Die Gründe dafür sind vielfältig, u.a. Ausbildungsabbrüche sind ein Problem. Als Arbeitgeber können Sie diesen jedoch entgegenwirken: Die Assistierte Ausbildung (AsA) unterstützt Ihre Auszubildenden auf dem Weg zum erfolgreichen Berufsabschluss und sichert Ihrem Betrieb damit qualifizierte Nachwuchskräfte.
Für die GP Günter Papenburg AG aus Hannover hat sich der Weg mit AsA ausgezahlt. Peter Thiele, langjähriger Ausbilder, und sein Ex-Azubi Tom Witte berichten im aktuellen Interview mit Faktor A über ihre Erfahrungen und geben Einblicke in die Umsetzung im Betrieb.
Faktor A (FA): Herr Thiele, Sie bilden in der Firma seit vielen Jahren aus, wie sind Sie denn auf AsA aufmerksam geworden?
Peter Thiele (PT): In unserem Betrieb haben wir in der Personalabteilung Kolleginnen und Kollegen, die einen Überblick über die Förderungen und Hilfen haben. Sie machen das Backoffice für uns und halten uns so den Rücken frei, damit wir uns um den fachlichen Teil der Ausbildung kümmern können.
FA: Warum hat das Unternehmen AsA gewählt?
PT: Ich führe regelmäßig Feedbackgespräche mit unseren Auszubildenden und der Berufsschule durch. Ich fange damit sehr früh an, das macht Sinn. So kann ich mir frühzeitig ein gutes Bild davon machen, wenn etwas z. B. mit den Noten nicht stimmt. Wenn das der Fall ist, gehen bei mir „buchstäblich“ die Alarmglocken an. Ich habe meinem Auszubildenden gesagt, er soll zunächst herausfinden, ob er eine entsprechende Hilfe mit der Assistierten Ausbildung und dem Bildungsträger bekommen kann. Wenn ja, dann ist das Angebot ein Baustein, der helfen kann, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Und genau darum geht es.
FA: Wie genau wurde geholfen?
PT: Ich kann nicht erwarten, dass der Bildungsträger alle Themen und Lerninhalte gleichermaßen abdecken kann. Gerade wenn es um spezielle Berufe geht, dennoch konnten Defizite in verschiedenen Bereichen erfolgreich aufgearbeitet werden. Für mich war schon gut zu wissen, dass da noch ein Netzwerk ist, das die Auszubildenden auffängt und nicht durchlässt. Außerdem ist die flexible Gestaltung eine große Hilfe.
FA: Kann jede/jeder an AsA teilnehmen bzw. was müssen die Auszubildenden mitbringen?

PT: Das Hauptthema ist die Motivation. Ich kann nur anbieten und Wege aufzeigen, ich kann sie aber nicht zwingen. Für mich müssen die Azubis klar signalisieren, dass sie Hilfe möchten oder benötigen. Dann kriegen sie die Unterstützung. Es ist keine Schande oder ein Makel, Defizite in Teilbereichen der Ausbildung zu haben – man muss es anpacken. Ich ziehe meinen Hut z. B. vor meinem Ex-Azubi Tom Witte. Er hat den aufwändigeren Weg gewählt, weil er regelmäßig weitere Strecken zum Bildungsträger fahren musste. Dafür wurde er von uns freigestellt. Umso schöner ist es, zu sehen, dass er die Früchte seines persönlichen Einsatzes ernten konnte, indem er die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat.
FA: Wie können die Arbeitgeber aus Ihrer Sicht von AsA profitieren?
PT: Es ist ein „Geben und Nehmen“. Ich meine, wir bilden die Nachwuchskräfte für die Zukunft aus, damit sie auch bei uns bleiben. Wir versuchen für unsere Azubis ein Klima zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen und im Betrieb z. B. durch solche Unterstützungsangebote wie die Assistierte Ausbildung zurechtkommen. Es wäre fatal, dies nicht zu tun, denn je länger sie bei uns sind, desto wertvoller sind sie für uns.
Zitat:Wenn wir den extra Meter mit unseren Auszubildenden gehen, zahlt sich das aus!
FA: Zum Abschluss unseres Interviews – was empfehlen Sie anderen Arbeitgebern?
PT: Arbeitgebern empfehle ich, sich intensiv mit dem Thema Ausbildung auseinanderzusetzen und frühzeitig den Dialog mit relevanten Akteuren zu suchen – insbesondere mit den Berufsschulen, Bildungsträgern sowie den Auszubildenden selbst. Ein kontinuierlicher und strukturierter Austausch bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Ausbildungsbegleitung. Darüber hinaus sollten die vielfältigen Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit aktiv in Anspruch genommen werden, um den Ausbildungsprozess optimal zu gestalten und zu fördern.
Tom Witte hat von August 2022 bis Juni 2025 seine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung bei der GP Günter Papenburg AG erfolgreich absolviert und wurde anschließend vom Betrieb übernommen.
FA: Wie sind Sie zur AsA gekommen?
Tom Witte (TW): Am Anfang der Ausbildung habe ich mich etwas schwergetan, mich in die betrieblichen Abläufe hineinzufinden. Bei mir waren das Problem die Schulnoten in der Berufsschule, sie waren nicht gerade prickelnd. Mein Ausbilder hat vorgeschlagen, ich soll mich über das Programm AsA informieren, ob es etwas für mich wäre. Ich habe zeitnah einen Beratungstermin bei der Agentur für Arbeit bekommen. Mich hat es überzeugt und ich wollte es ausprobieren. Ein paar Tage später hat mich die Oskar-Kämmer-Schule angerufen und mir dann bei einem persönlichen Termin alles erklärt. Ich habe die Unterlagen unterschrieben und konnte mit der ersten Schuleinheit starten.
FA: Wie lange haben Sie an der Maßnahme teilgenommen?

TW: Ich habe im zweiten Ausbildungsjahr angefangen und bis zum Ende meiner Ausbildung im Juni 2025 teilgenommen. Auch die Prüfungsvorbereitung habe ich bei der Schule gemacht. Die Abschlussprüfung habe ich bestanden und mein IHK-Zeugnis als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung bekommen.
FA: Wer hat Sie während der AsA betreut?
TW: Ich hatte meinen Ausbilder im Betrieb als Ansprechpartner und in der Schule zwei Ansprechpartner, die mich bei der Organisation und der Verwaltung unterstützt haben, gerade auch beim Zusammenstellen der für AsA notwendigen Unterlagen. Das hat mir zusätzlich ein Sicherheitsgefühl gegeben. Gerade am Anfang war das wichtig für mich.
Zitat:Die Schule hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich weitergebracht.
FA: Wie lief die Umsetzung im Berufsalltag ab?
TW: Die Maßnahme ist recht flexibel anpassbar, ich habe jeden Montag von 15:00 bis 16:30 Uhr meinen Zusatzunterricht gehabt. Ich konnte ihn auch verschieben, wenn ich Spätschicht hatte. Von der Konzentration ging es auch gut. Ich war für die Zeit freigestellt, um mich intensiv mit meinen Themen auseinanderzusetzen. Jeder kann für sich entscheiden und die Schuleinheiten ggf. erhöhen.
FA: Was hat Ihnen besonders geholfen?
TW: Der große Unterschied zur Berufsschule ist, dass wir uns in Ruhe und in kleineren Gruppen mit unseren Themen beschäftigen konnten. Die Lehrer in der Schule können einiges fürs Leben mitgeben. Teilweise saß ich aber auch alleine in der Schule. Das ist der große Vorteil, den ich zum Lernen genutzt habe.
FA: Was machen Sie heute?
TW: Ich bin von der Firma übernommen worden. Wir disponieren die Kipper-Abteilung, sitzen im Kieswerk, planen tägliche Touren, führen Kundengespräche durch und machen die Urlaubsplanung für unsere Fahrer. Ich habe ziemlich meinen Job gefunden, der mir viel Spaß macht. Als ich meine Abschlussprüfung bestanden habe, hat sich mein Ausbilder über meine Leistung sehr gefreut. Wenn man den Weg mit dem Arbeitgeber gemeinsam geht, schweißt einen das mit der Firma irgendwie zusammen.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute für die Zukunft!

