Als ehemalige Sekretärin auf Vorstandsebene hat Katharina Münk verschiedene Cheftypen und ihre Art zu führen kennengelernt. Manche trieben sie an den Rand der Verzweiflung. Wir haben drei Typen von Führungskräften aus ihrem Buch „Mal eben kurz den Chef retten“ herausgefiltert.
1. Die tippende Führungskraft
Wer als Chef ständig intensiv mit seinem Smartphone hantiert, übernimmt es womöglich irgendwann in das eigene Körperschema, und das Gerät wird zur rechten Hand. Es ist eine Sucht. Als Assistentin, als rechte Hand im übertragenen Sinne, sozusagen als die Siri mit Pulsschlag, könne es verdammt schwierig werden, dazwischenzukommen oder gleich den Chef dazu zu bewegen, seine erste Mail an das Sekretariat zur weiteren Veranlassung zu schicken, schreibt Münk. Es wird ja auch als „Umweg“ empfunden. Aber nur beim ersten Mal. Denn eine unbedachte digitale Kommunikation kann unter Umständen Schlimmes anrichten. Auf viel beschäftigter Managementebene erblicken mitunter nicht ganze Sätze, sondern auch mal nur Wortfragmente ohne Punkt und Komma das Licht der Welt und umrunden aus dem Lande der Dichter und Denker heraus husch den Erdball. Nein, es wird nicht mehr gedichtet und oft genug auch nicht mehr gedacht. Die Assistenten in den Vorzimmern wünschen sich bei so mancher Mail, die Chef schnell höchstpersönlich aus seinem Postfach knallt und die in Tonalität und Rechtschreibung eher einem anonymen Erpresserschreiben ähnelt, dass kein Außenstehender auf den Gedanken kommen möge, die stamme i. A. von einer Sekretärin. Der Flurschaden, den tippende Führungskräfte anrichten, ist noch erheblicher, wenn sich Fehler im Verteiler einschleichen und Mails bei Personen landen, für die sie nicht bestimmt sind („Ich habe da eine Mail von Ihrem Chef bekommen. Sagen Sie, betrifft dieses Köpferollen auch mich?“). Das wäre dann Führung by E-Mail, schreibt Münk.
Denkanstoß der Expertin: Wer als Chef mutig, entschlossen, unbefristet und grundsätzlich seinen Mailaccount in voller Pracht zum Sichten, Sortieren, Weiterleiten und Veranlassen seiner persönlichen Assistentin oder seinem Assistenten überlässt, handelt schon mal sehr gut! Wer dagegen immer noch als Erster die eigenen Mails lesen und für sich behalten will, sollte überdenken, für was er eigentlich bezahlt wird. Vielleicht auch, vor welchen Aufgaben er flüchtet, wenn er jede Korrespondenz selbst erledigen will, was genau er zu verpassen glaubt und ob er sich nicht anders belohnen kann als mit dem höchstpersönlichen Abholen von Nachrichten.