Influencer/in werden: Der Realitätscheck

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Von Beruf Influencer/in – für viele junge Menschen klingt das nach Freiheit, Ruhm und viel Geld. Jeden Tag coole Fotos oder Videos posten, dafür Geschenke und Sponsoring bekommen und von der eigenen Community gefeiert werden. Aber ist der Beruf Influencer/in wirklich so, wie er in den sozialen Netzwerken wirkt? In diesem Artikel erfährst du die Vor- und Nachteile des Influencer/innen-Daseins – und was du unbedingt wissen solltest, bevor du dich dafür entscheidest. 

Was macht ein/e Influencer/in eigentlich? 

Influencer/innen sind Menschen, die selbstständig ein Gewerbe betreiben. Sie arbeiten mit Agenturen und Unternehmen zusammen. Sie veröffentlichen Inhalte in sozialen Medien wie Instagram, TikTok, YouTube oder Twitch und haben damit eine große Reichweite. 

Das Wort kommt von dem englischen Wort „influence“, was auf Deutsch Einfluss heißt. Influencer/innen beeinflussen also die Meinungen und das Kaufverhalten ihrer Follower/innen, indem sie Produkte vorstellen, Tipps geben oder ihren Alltag teilen. Das ist eine neue Form des Marketings. 

Viele träumen davon, Influencer/in zu werden – laut „Ins Netz gehen“ (einer Kampagne des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG)) könne sich fast jede/r vierte junge Mensch vorstellen, diesen Weg einzuschlagen. 

Warum Viele Influencer/in werden wollen 

Es gibt einige positive Aspekte des Influencer/innen-Daseins. Dazu zählen:

  • Kreativität ausleben: Ob Videos, Fotos, Musik oder Stories – als Influencer/in kannst du deine kreative Seite ausleben und deine Persönlichkeit zeigen. Du kannst die Themen behandeln, die dich wirklich interessieren. Bei Auftragsarbeiten oder Werbekooperationen kann es sein, dass du bestimmte Vorgaben erfüllen musst.
  • Flexibilität und Freiheit: Keine festen Arbeitszeiten, kein fester Arbeitsplatz – du entscheidest, wann und wo du arbeitest. Du bist also deine eigene Chefin oder dein eigener Chef und triffst deine eigenen Entscheidungen. Du musst keiner/keinem Vorgesetzten Bericht erstatten oder erklären, warum du dich für eine bestimmte Arbeits- oder Vorgehensweise entschieden hast.
  • Geld verdienen mit Social Media: Durch Werbung, Kooperationen oder eigene Produkte (Merchandise) können erfolgreiche Influencer/innen unter Umständen viel Geld verdienen. Bei manchen läuft es sogar so gut, dass sie hauptberuflich davon leben können.
  • Community und Reichweite: Viele Jugendliche wünschen sich eine eigene Community, die ihnen zuhört und mit der sie sich austauschen und Ideen teilen können. Influencer/innen haben die Chance, wichtige gesellschaftliche Themen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken und somit bekannter zu machen.

Die Schattenseiten des Influencer/innen-Berufs

So großartig die Chancen auch klingen mögen – trotzdem solltest du dir auch über die Risiken bewusst sein – denn nur eine geringe Prozentzahl an jungen Menschen kann vom Influencer/innen-Dasein leben:

  • Rechtliches und finanzielle Verantwortung: Als Influencer/in bist du selbstständig: Du bist also selbst dafür verantwortlich, deine Steuererklärung zu machen, dich mit Urheberrechtsfragen auseinanderzusetzen, Verträge von Kooperationspartnern zu prüfen und Werbung korrekt zu kennzeichnen. Neben der Arbeit der Content-Produktion, macht das einen großen Teil des Berufs aus. Viele unterschätzen das und kommen auf  Dauer damit nicht zurecht.  
  • Unsicheres Einkommen: Nur wenige schaffen es, über einen langen Zeitraum eine große Followerschaft und Reichweite zu generieren und damit wirklich viel Geld zu verdienen. Für die meisten ist der Influencer/innen-Job unsicher –  Kooperationen hängen schließlich von Klickzahlen und Algorithmen ab. Besonders am Ende des Jahres, wenn die Budgets bei den Werbepartner/innen weitestgehend ausgeschöpft sind, kann es sein, dass nur gering bezahlte Aufträge reinkommen (wenn überhaupt).
  • Hoher Druck und ständige Präsenz: Um sichtbar zu bleiben und auch langfristig eine Rolle bei Social Media zu spielen, musst du regelmäßig Content produzieren. Trends ändern sich schnell und die Community erwartet ständige Aktivität und Interaktion. Das kann sehr anstrengend werden und unter Umständen dazu führen, dass du dich ausgebrannt fühlst.
  • Verlust der Privatsphäre: Influencer/innen geben oft viel von ihrem Leben preis, vor allem, wenn sie ihren Followerinnen und Followern Einblicke in ihren Alltag geben. Viele zeigen nicht nur sich selbst vor der Kamera, sondern auch ihre Wohnung, ihre Mahlzeiten, ihre Einkäufe und vieles mehr. Darunter ist viel Persönliches, was gleichzeitig verwundbar macht und eine Angriffsfläche für potenzielle Kritik bietet. Wer kein dickes Fell hat, nimmt sich solche Angriffe im Netz eventuell sehr zu Herzen, was dazu führt, dass langfristig die mentale Gesundheit darunter leidet.
  • Psychische Belastung: Vergleiche mit anderen, Druck durch Likes oder das Gefühl, nie genug zu leisten –  all das kann zu Stress, Angst oder Burnout führen. Da die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen, neigen viele Influencer/innen dazu, sich zu wenige Pausen oder Auszeiten zu nehmen.

Infos für alle, die Influencer/in werden wollen

Du möchtest trotzdem Influencer/in werden? Dann solltest du dich vorab gut über die Risiken informieren und Folgendes beachten:

Urheberrechte, Datenschutz und Werbekennzeichnung sind Pflicht. Du solltest dich gut mit den Gegebenheiten vertraut machen. Wenn du dich mit einem Themenfeld nicht auskennst, dann informiere dich. Achte aber darauf, dass deine Informationsquellen seriös sind. 

Erfolg kommt selten über Nacht. Sei dir bewusst, dass es fast immer einen langen Atem braucht, bis du mit dem Beruf Geld verdienen kannst. Besonders am Anfang musst du erstmal viel Arbeit und Zeit investieren, ohne etwas dafür zurück zu bekommen. Geduld und Durchhaltevermögen sind das A und O. Viele schaffen es daher auch nicht, auf Dauer eine große Reichweite zu erzielen und hauptberuflich vom Influencer/innen-Einkommen zu leben. Wenn du bereits weißt, dass es dir an Zielstrebigkeit und Konsequenz mangelt, wäre eventuell ein Angestellten-Verhältnis die bessere Wahl. 

Da es eine gewisse Zeit braucht, bis du bei Social Media richtig durchstarten kannst, solltest du es anfangs neben deiner Schule oder Ausbildung als Nebenerwerb betreiben. Sobald es gut läuft, kannst du anfangen, mehr Zeit und Energie zu investieren. Don’t: Schule oder Ausbildung abrechen! 

Überlege dir gut im Vorfeld, wieviel du aus deinem Privatleben teilen möchtest. Willst du dich komplett vor der Kamera zeigen oder nur mit Voice-Over arbeiten? Soll deine Wohnung komplett zu sehen sein? Eventuell gibt es Inhalte, die du lieber privat halten möchtest. 

Auch wenn man in ständigem Wettbewerb mit anderen Influencerinnen und Influencern steht und der Druck, immer neuen Content zu produzieren, groß ist – Pausen sind wichtig! Dein Wohlbefinden sollte immer an erster Stelle stehen . Wenn du feststellst, dass die psychische oder physische Belastung zu groß wird, solltest du umgehend professionelle Hilfsangebote in Anspruch nehmen. Vereinbare zum Beispiel einen Termin bei deiner Hausarztpraxis. Dort wird dir weitergeholfen. 

Wenn du wirklich Influencer/in werden möchtest, sprich darüber mit deinen Eltern oder Lehrkräften. Mittlerweile gibt es sogar Studiengänge, die dich darauf vorbereiten. Überlege dir, ob so etwas für dich infrage kommen könnte. Vorteil: Du kannst deine Vorliebe für Social Media oder Content-Produktion später auch im Rahmen einer Tätigkeit bei einem Unternehmen ausleben. Mit einem Studium stehen dir viele Türen offen.

Influencer/in – Traumjob oder Illusion?

Influencer/in klingt für viele wie ein echter Traumjob. Er ist sicherlich interessant – keine Frage – aber es gibt nicht nur positive Aspekte. Kreativität und Freiheit sind schon echte Vorteile, doch (finanzielle) Unsicherheit, Stress oder fehlende Privatsphäre gehören genauso dazu. Wenn du mit Social Media startest, informiere dich im Vorfeld gut, fang klein an und hinterfrage kritisch. 

Baue dir zur Sicherheit auf jeden Fall noch ein zweites Standbein auf. Ein Teilzeitjob kann dir kurzfristig finanzielle Sicherheit verschaffen. Eine Ausbildung oder ein Studium geben dir auch langfristig die Möglichkeit, einen Beruf auszuüben, falls es mit dem Influencer/innen-Dasein nicht klappt. Manchmal kann das dabei erworbene Wissen auch die Basis für eine Influencer/innen-Tätigkeit sein. Denn bedenke: Die Wenigsten schaffen es tatsächlich, hauptberuflich als Influencer/in arbeiten zu können und gleichzeitig viel Geld zu verdienen. 

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