27.05.2025 - Susanne Redlich, Matthias Haft -4 MinutenMitarbeiter finden
Das Unternehmen Elektro Kreutzpointner zeigt, wie wertvoll die Integration ausländischer Fachkräfte ist. Im Interview berichtet Sandra Sevillano aus Kolumbien, wie es ihr in Deutschland geht.
Die Rekrutierung von ausländischen Arbeits- und Fachkräften gehört für viele Handwerksbetriebe mittlerweile fest in den Maßnahmenkatalog zur Personalsicherung. Kein Wunder, denn viele Handwerksberufe zählen zu den Engpassberufen. In diesen herrscht also ein starker Mangel an Fachkräften. Unternehmen richten ihren Blick dabei auch immer wieder auf Länder außerhalb der EU. So auch das Familienunternehmen Elektro Kreutzpointner aus dem bayerischen Burghausen, die mit Unterstützung der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit Elektrikerinnen und Elektriker aus Kolumbien rekrutieren konnte. Möglich macht es das Projekt T.E.A.M. Technik (Trabajadores Especializados de Colombia para Alemania).
Neues Team, neue Perspektiven

„Kolumbien ist mittlerweile unsere drittgrößte Nation im Unternehmen“, sagt Jacqueline Kreutzpointner, verantwortliche Projektleiterin für das internationale Recruiting der Elektro Kreutzpointner GmbH, im Gespräch mit der ZAV. Sie freut sich über die Loyalität ihrer internationalen Fachkräfte: „Wir haben keinen natürlichen Abgang, also keiner der Kolumbianer und auch meine anderen internationalen Fachkräfte haben mich aus eigenem Wunsch in der Zeit verlassen. Das kriegen wir bei den Deutschen tatsächlich nicht hin.“ Ihr Unternehmen unterstützt die eigenen ausländischen Fachkräfte dabei anzukommen und zu bleiben, etwa bei der Integration in Vereinen oder bei der Organisation des Familiennachzugs. Zudem stellt Kreutzpointner Wohnungen für seine internationalen Beschäftigten. Das Unternehmen ist jetzt an einem Punkt, an dem es seine ausländischen Fachkräfte zu Führungskräften entwickeln kann: „Wir haben bereits eine Kolumbianerin, die schon in einer Führungsposition ist.“
Dass die Rekrutierung internationaler Arbeits- und Fachkräfte für den Mittelständler aus der Elektrobranche so gut läuft, liegt auch an der Arbeit der ZAV: „Also der ZAV muss man ein ganz großes Kompliment aussprechen“, sagt die Projektleiterin bei Kreutzpointner „Sie hat einen Riesen-Job gemacht und uns sehr unterstützt. Gerade im ersten Projekt, und auch jetzt schätzen wir den Rückhalt sehr.“ Im zweiten Projekt könne das Unternehmen nun schon sehr selbstständig agieren.
Im Interview: Sandra Sevillano, Elektrikerin aus Kolumbien
Sandra Sevillano aus Bogotá ist eine der Fachkräfte, die über das Projekt T.E.A.M Technik ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Sie berichtet im Interview über ihre Erfahrungen, die Sie im Job bei Elektro Kreutzpointner und in Deutschland sammeln konnte.
ZAV: Seit wann sind Sie in Deutschland?
Sandra Sevillano: Seit 6 Monaten. Ich bin mit Deutschkenntnissen auf dem Niveau A2 eingereist. Deutsch ist eine schwere Sprache. Ich hatte einen Online-Sprachkurs in Bogotá und war sehr zufrieden. Es war sehr professionell. Jetzt habe ich auch noch Deutschunterricht, heute Mittag gleich wieder. Das macht mir Spaß.
ZAV: Welche Vorteile bietet das Arbeiten in Deutschland im Vergleich zu Kolumbien?
Sandra Sevillano: Deutschland ist ein ruhiges und sicheres Land. Das gefällt mir sehr gut. Das Gehalt ist besser und ich fühle mich sehr wohl. Die Arbeit macht Spaß. Die Arbeitszeit ist geringer. Ich arbeite hier 36 Stunden, in Kolumbien waren es ca. 48 Stunden. Ich bin viel auf der Baustelle und verlege Kabel, prüfe den Strom und schließe die Elektrik an. Im Moment arbeite ich viel auf der Messe in München.
ZAV: Wie fühlen Sie sich heute im Team auf Arbeit?

Sandra Sevillano: Ich fühle mich sehr gut. Die Leute sind nett. Ich dachte, die Deutschen sind immer ernst, aber das ist nicht so. Sie sind auch lustig. Die Arbeit lohnt sich und ich freue mich, wenn noch mehr Kolumbianer nach Deutschland kommen.
ZAV: Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen in Lateinamerika, die daran interessiert sind, in Deutschland zu arbeiten?
Sandra Sevillano: Viel lernen, vor allem die Sprache.
ZAV: Würden Sie Ihre Entscheidungen wieder so treffen?
Sandra Sevillano: Ich würde alles wieder so machen. Ich freue mich, dass es so toll gelaufen ist. Ich vermisse natürlich meine Familie, meine Mama und meinen Bruder. Aber es ist besser hier und für meine Zukunft ist es gut. Ich würde das auch anderen empfehlen, es ist ein Risiko, aber es lohnt sich für uns.
ZAV: Wie zufrieden waren Sie mit dem Prozess der Einreise?
Sandra Sevillano: Ich war sehr zufrieden. Es ging schnell, hat nur einen Monat gedauert.
ZAV: Was hat das Unternehmen für Sie gemacht, um Ihnen bei der Integration zu helfen?
Sandra Sevillano: Es gab ein Heft zur Begrüßung. Darin stand alles, was wir wissen müssen, zu Mülltrennung, Arzt, Führerschein, Wohnung, Bank und so weiter. Das hat sehr geholfen und ich war froh über jede Hilfe.
ZAV: Vielen Dank für das Interview!