Gehaltsverhandlungen beim Berufseinstieg

Dieser Artikel beschreibt:

Der erste Job nach dem Studium oder der Ausbildung ist ein großer Schritt – endlich verdienst du dein eigenes Geld! Doch wenn es um das Thema Gehalt geht, fühlen sich viele Berufseinsteigerinnen und -einsteiger unsicher. Was ist realistisch? Wie viel darf ich fordern? Und wie vermeide ich, dass ich mich unter Wert verkaufe?

In diesem Artikel erfährst du, wie du dich optimal auf deine Gehaltsverhandlungen vorbereitest, welche Fehler du vermeiden solltest und wie du selbstbewusst auftrittst, auch wenn du noch am Anfang deiner Karriere stehst. 

Gehaltsverhandlungen zum Berufseinstieg

Viele junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer scheuen sich, beim ersten Job über das Gehalt zu sprechen. Doch gerade das erste Gehalt legt die Basis für deine zukünftige Einkommensentwicklung. Wer zu niedrig einsteigt, hat es später schwer, größere Sprünge zu machen.

Verschiedenen Gehaltsreports von 2024, beispielsweise von stepstone.de, zufolge liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt von Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen in Deutschland bei rund 48.000 Euro brutto im Jahr – Tendenz steigend. Bei Azubis, die übernommen werden, bewegt sich das Einstiegsgehalt häufig zwischen 30.000 und 36.000 Euro – abhängig von Branche und Region.

Es lohnt sich also, vorbereitet in eine Gehaltsverhandlung zu gehen. Denn schon eine Gehaltserhöhung von 5 bis 10 Prozent direkt nach der Probezeit kann sich langfristig stark auf dein Einkommen auswirken. Zum Beispiel: Wenn du nach der Ausbildung 2.500 Euro brutto im Monat verdienst und nach der Probezeit 5 Prozent mehr bekommst, sind das 125 Euro brutto zusätzlich im Monat. Das sind 1.500 Euro brutto mehr im Jahr. Wenn du später wieder eine Gehaltserhöhung bekommst, wird diese auf deinem neuen, höheren Gehalt berechnet. So wächst dein Einkommen immer weiter.
 

Vorbereitung ist alles: Finde deinen Marktwert heraus

Eine gute Gehaltsverhandlung beginnt mit Recherche. Du solltest wissen, was in deiner Branche, deiner Region und für deine Qualifikation üblich ist. Nur so kannst du dein Wunschgehalt realistisch begründen.

So findest du den passenden Gehaltsrahmen:

  • Online-Gehaltsportale: Stepstone.de, Gehalt.de oder Glassdoor.de bieten zum Beispiel aktuelle Vergleichswerte. 
  • Netzwerke wie LinkedIn oder Xing können helfen, Einblicke von Berufstätigen in ähnlichen Positionen zu bekommen. 
  • Berufsverbände veröffentlichen regelmäßig Gehaltsstudien zu spezifischen Branchen.
  • Mit dem Entgeltatlas deiner Bundesagentur für Arbeit kannst du Verdienstmöglichkeiten prüfen und dein Gehalt realistisch einschätzen.

Wenn du zum Beispiel BWL studiert hast und im Marketing einsteigst, liegt das Einstiegsgehalt laut aktuellen Reports meist zwischen 40.000 und 45.000 Euro. Im Ingenieurwesen oder in der IT können es dagegen bis zu 55.000 Euro sein.

Tipp:Gut zu wissen: Notiere dir eine Gehaltsspanne, beispielsweise 45.000 bis 50.000 Euro statt einer fixen Zahl. So wirkst du flexibel – aber vorbereitet. 

Das Gespräch: So trittst du souverän auf

Selbstbewusstsein ist der Schlüssel – auch wenn du noch keine Berufserfahrung hast. Dein Ziel ist es, zu zeigen, warum du für das Unternehmen wertvoll bist.

So überzeugst du in der Verhandlung

  • Timing beachten: Sprich über das Gehalt erst, wenn klar ist, dass du fachlich passt. 
  • Argumente statt Wünsche: Begründe dein Gehaltsziel mit Qualifikationen, Praktika, Zusatzkenntnissen oder Verantwortungsbereitschaft. 
  • Körpersprache: Blickkontakt, eine klare Stimme und eine ruhige Gestik vermitteln Sicherheit.
  • Selbstbewusste Formulierungen: 
    „Auf Basis meiner Recherche liegt das marktübliche Einstiegsgehalt für diese Position bei etwa 45.000 Euro. Ich halte das für realistisch.“

Oder:

„Ich freue mich über das Angebot. Können wir über das Gehalt noch einmal sprechen? Ich hatte an eine Spanne zwischen 45.000 und 48.000 Euro gedacht.“

Tipp:Gut zu wissen: Gehaltsverhandlung heißt nicht, wahllos zu fordern, sondern vielmehr gut zu begründen. 

Was tun, wenn der/die Arbeitgeber/in „Nein“ sagt?

Nicht jede Verhandlung führt sofort zum Erfolg. Doch auch dann hast du Optionen:

  • Nachverhandeln zur Probezeit: Frage nach, ob sich die Höhe des Gehalts nach 6 Monaten nochmal überprüfen lässt.
  • Alternative Benefits: Verhandle über Weiterbildung, Homeoffice, Urlaubstage, Fahrkartenzuschüsse oder Tankgeld.
  • Zukunftsperspektive: Stelle folgende Frage: „Welche Ziele müsste ich erreichen, um in einigen Monaten über eine Anpassung zu sprechen?“

Falls du ein „Nein“ bekommst, nimm es nicht persönlich. Es bedeutet nicht, dass du gescheitert bist, sondern dass du zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal die Gelegenheit bekommst, über dein Gehalt zu sprechen.

So vermeidest du typische Anfängerfehler

Viele Berufsanfängerinnen und -anfänger scheitern bei Gehaltsgesprächen nicht an ihrem Können, sondern an Verhandlungsfehlern.

Die größten Stolpersteine:

  • Keine Vorbereitung: Dir fehlt der Überblick über Gehaltsdaten und du wirkst planlos.
  • Zu niedrige Forderung: Aus Angst, das Jobangebot zu verlieren, verkaufst du dich unter Wert. 
  • Unklare Kommunikation: Du begründest dein Gehalt mit persönlichen Bedürfnissen statt mit deinem Mehrwert. 
  • Überzogene Erwartungen: Unrealistische Forderungen wirken unprofessionell.

So machst du’s besser: 
Recherchiere, übe dein Gespräch, bleib freundlich, aber bestimmt – und bring Fakten, keine Emotionen. 

Du hast deinen Wert in der Hand

In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt immer noch weniger als Männer, obwohl sie oft die gleiche Arbeit machen. Das nennt man den Gender Pay Gap. Ein Grund dafür ist, dass (junge) Frauen sich bei Gehaltsverhandlungen häufig zu vorsichtig zeigen und sich nicht trauen, mehr zu fordern.

Darum ist es wichtig, dass du weißt, was deine Arbeit wert ist und dass du selbstbewusst auftrittst. Und zwar ganz unabhängig von deinem Geschlecht. Ob nach Studium oder Ausbildung – wer gut vorbereitet ist, kann erfolgreich verhandeln. Dein erstes Gehalt bestimmt nicht nur dein Konto, sondern auch dein Selbstverständnis im Berufsleben.


Tipp zum Schluss: Nutze Gehaltsrechner und aktuelle Reports, um dein Wunschgehalt zu validieren – und starte mit dem guten Gefühl, das zu bekommen, was du verdienst.  

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